SV "Rot-Weiß" Queckenberg

SV "Rot-Weiß" Queckenberg -

Die 90er – Langsamer Abstieg, Madbachhalle, Jochen und Winand sagen Ade, Mix zum Dritten

Die Saison 1990/91 sahen alle Fans, Sponsoren und Freunde des RWQ als eine Standortbestimmung an. Unter den 16 Abgängen waren so klang- und verdienstvolle Namen zu lesen wie Udo Wassong, Peter Sommer, H. J. Stollenwerk oder Udo Klütsch. Lediglich vier Neuzugänge entschieden sich gegen diese Völker(ab)wanderung und schlossen sich der Mannschaft um den neuen Übungsleiter Franz Peter Hilger an. In der Endabrechnung etablierte man sich mit Platz 6 in den oberen Regionen, ohne sich dabei jedoch für höhere Aufgaben empfehlen zu können. Im Sommer gab es dennoch reichlich Anlass für eine der weit über Queckenbergs Ortsgrenzen hinaus bekannten Vereinsfeiern. Zum einen erfolgte die Inbetriebnahme der neuen Madbachhalle, zum andern wurde Winand Pütz im Mai auf ganz besondere Weise für seine Verdienste rund um sein „Lebenswerk“ geehrt: seit dem 29.05.1991 trägt das Vereinsheim auf der Alm den Namen Winand-Pütz-Halle. Bei dieser Gelegenheit kündigte Eckardt nach über 15 Jahren Vorstandsarbeit seinen Rückzug aus den Vereinsgremien an. Er wurde beerbt von Rainer Lanzerath.

Zu Beginn des neuen Spieljahres träumten einige schon von einer Rückkehr in die B-Klasse. Nachdem man vom dritten bis zum neunten Spieltag die Konkurrenz von der Tabellenspitze aus gegrüßt und bis zu diesem Zeitpunkt kein Spiel verloren hatte, glaubten nicht wenige an einen zweiten Fußballfrühling auf der Alm. Doch die Konkurrenz aus Odendorf, Flerzheim und Fritzdorf erwies sich im weiteren Saisonverlauf als übermächtig. Alle drei Teams schossen über 100 Tore und distanzierten die Queckies auf Platz vier. Auf der Vorstandssitzung im Juni konnte man mit Stolz die aktuellen Mitgliederzahlen verkünden. Nach dem jahrelangen unvermeidlichen Rückgang kletterte die Fieberkurve mit 259 endlich wieder einmal über die magische 250er Grenze. Nicht zuletzt aufgrund des stark verbesserten Breitensportangebotes (u. a. Taekwondo, Gymnastikgruppen, Tischtennis oder Badminton) in der 12 x 24 Meter großen Mehrzweckhalle wurde der negative Trend gestoppt. Leider wirkte sich dieser Zuwachs nicht auf den Kader der Seniorenmannschaft aus.

Bild 16

Verletzen durfte sich bei der Rumpftruppe 92/93 niemand

Lediglich 14 Mann zählte Coach Harald Lomp im August 1992 unmittelbar vor Saisonbeginn in seinen Reihen. Trotz der dünnen Spielerdecke führte er den RWQ zurück in die Spitzengruppe und schloss das Jahr mit einem hervorragenden dritten Platz ab. Mitverantwortlich für diesen Erfolg zeichnete Neuzugang Franz Pingen mit seinen 18 Saisontreffern.

Sehr zum Leidwesen der Mannschaft suchte Lomp nach neuen sportlichen Herausforderungen und verließ nach nur 12 Monaten den Rheinbacher Höhenvorort. Für die Saison 1993/94 teilten sich Christian Hellweg und Udo Klütsch in die Trainerarbeit, konnten jedoch nicht an den Erfolg ihres Vorgängers anknüpfen. Doch nicht etwa wegen des 7. Tabellenplatzes in der Endabrechnung bleibt das Jahr für alle Rot Weißen Fußballherzen in wehmütiger Erinnerung: mit Jochen Steidel zog sich ein ganz Großer, wenn nicht sogar der Größte, von der Queckenberger Fußballbühne zurück.

Bild 17

Queckenberg und Steidel – ein unzertrennliches Paar

Geboren am 17.05.1944 um Fußball zu spielen und nebenbei auch einer beruflichen Tätigkeit als Lehrer nachzugehen entschloss sich Jochen, mit 50 Jahren die Töppen an den berühmten Nagel zu hängen. „Er war ein begnadeter Fußballer“, sagen noch heute all seine Trainer, Mitspieler und Fans. „Der hätte locker Regionalliga oder noch höher spielen können“ meinten selbst die Gegner voller Respekt über DAS Gesicht des RWQ. Doch Steidel war ein bodenständiger, heimatverbundener Mensch. Er brauchte die Nestwärme in der Voreifel und all die Menschen, die er kannte und liebte, um sich herum. Nur in diesem Umfeld fühlte er sich wohl, nur hier wollte er sein Leben verbringen. Mit seinem letzten Pflichtspieltor am 10.04.95 verhalf er zum 3:2 Heimsieg gegen Swisttal II, das letzte Pflichtspiel bestritt der Methusalem am 29.05. in Odendorf. Leider verteilte der Gegner keine Abschiedsgeschenke und gewann 2:1. Im Rahmen eines Sommerturniers wollte es der „Ewige Steidel“ dann doch noch einmal wissen. Im Elfmeterschießen verwandelte er am 21.08. gegen den FC Pech eiskalt vom Punkt und sorgte so für den 6:5 Erfolg seiner Farben. Die Zahlen der Steidel-Karriere können beeindruckender kaum sein: in 752 Spielen traf der Offensivallrounder 696-mal ins Schwarze – und das alles für einen einzigen Verein!!! Der ganze Fußballkreis Bonn verneigte sich in jenen Augusttagen vor einem Aushängeschild des Amateursports.

Im Jahr 1 nach Steidel hatte der SV Rot Weiß Queckenberg einen weiteren personellen Verlust zu beklagen. Obwohl die Saison nach gar nicht richtig begonnen hatte, wehte in den kühlen Herbsttagen schwarzer Trauerflor über dem Monte Queck; mit Winand Pütz verstarb im November `94 ein Vordenker und Vorkämpfer sowohl für den Ort als auch für den Sportverein. Er galt unter anderem als der Mann, welcher das (Flut)Licht in die Voreifel brachte.

Dagegen konnte die lokale Presse im Spielbetrieb endlich wieder über Rot Weiße Erfolge berichten. Mit Peter Sommer gelang es, einen ehemaligen Aktiven als Trainer zu verpflichten; und nach dem Motto „neue Besen kehren gut“, brachte er den zuletzt arg stotternden Motor wieder gehörig auf Touren. Bis zur letzten Minute kämpften die Queckies sogar um den Aufstieg mit. Doch eine 0:2 Niederlage im letzten Heimspiel gegen Rot Weiß Dünstekoven ließ den Traum von der Aufstiegsrunde doch noch platzen. Am Ende waren jedoch alle aufgrund der Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit Platz vier zufrieden und wollten die Rückkehr in die B-Klasse nur um ein Jahr verschoben wissen. In der Sommerpause gab es ein begeisterndes Wiedersehen mit den Aufstiegshelden von 1983. Als Höhepunkt der Sportwoche trafen am 12.08.95 die Queckenberg All Stars auf die Sommer-Truppe. Selbst der Mann von der (irischen) Insel, John Hill, reiste an und bejubelte nach Toren von Dieter Schomburg und Jochen Steidel zusammen mit allen Schaulustigen einen 2:0-Sieg des ehemaligen A-Ligisten.

Einen weiteren Grund zum Feiern hatte im Juni Heinrich Kessel.

Bild 19

 

Heinrich Kessel erhält 1995 als erstes Mitglied die goldene Vereinsnadel

Als ein Mann der ersten Stunde hob er im Jahre 1963 den Verein mit aus der Taufe und blieb diesem auch in den schweren Zeiten des Misserfolges immer treu. Seit der Geburtsstunde engagierte sich Kessels Hein, wie er von all seinen Freunden genannt wird, jedoch nicht nur in der Vorstandsarbeit. Auch beim Verlegen neuer Abwasserleitungen auf dem Sportplatz oder bei der Umbettung der heutigen Winand-Pütz-Halle von Neuss nach Queckenberg war er stets an vorderster Front zu finden. Für seine aufopferungsvolle, ehrenamtliche Tätigkeit wurde ihm nun die erste goldene Vereinsnadel überhaupt überreicht. In diesem würdigen Rahmen verkündete der Vorsitzende Rainer Lanzerath, dass der RWQ die Schallmauer von 300 Mitgliedern durchbrochen hatte.

Mit vielen Vorschusslorbeeren startete man sehr optimistisch in die Saison 1995/96. Sogar eine zweite Garde wurde in der neu geschaffenen D-Klasse angemeldet. Erstmals wurde ein Sieg mit drei Punkten belohnt, Minuspunkte für Niederlagen gehörten dagegen für immer der Vergangenheit an. Ob es jedoch tatsächlich an der weltweit eingeführten, neuen Drei-Punkte-Regelung lag, warum die Sommer-Elf absolut unter ferner liefen spielte, bleibt wohl bis heute ein Rätsel… Obwohl man mit Peter Honert, Uli Mack und Franz Pingen eigentlich über eine Offensivabteilung à la bonne heure verfügte, spielte die Mannschaft eine absolut indiskutable Saison und musste schließlich als Schlusslicht den Abstieg in die D-Liga antreten. Queckenberg II wurde übrigens bereits nach 11 Spielen, einem Sieg und 6:42 Toren aus dem Spielbetrieb genommen.

Ginge es nach dem Willen des neuen Vorstandsvorsitzenden Uwe Haupt, so sollte der unfreiwillige Aus- bzw. Abflug des RWQ lediglich ein einjähriges Gastspiel in der vierten Kreisklasse darstellen. Für dieses Abenteuer verkündete sogar Jochen Steidel seinen Rücktritt vom Rücktritt. In vier Heimspielen, eines davon sogar über die volle Distanz, schnürte er noch mal seine alten Treter und schraubte damit die Zahl seiner Einsätze auf siebenhundertsechsundfünfzig! Damit überflügelte der mittlerweile 52-jährige endgültig die englische Fußballlegende Sir Stanley Matthews, welcher sich bereits im zarten Alter von 50 Jahren zur Ruhe gesetzt hatte. Trotz dieser prominenten Unterstützung verlief der Start sehr holprig, nach zwei Siegen aus sechs Partien fand man sich auf Platz 10 der 13 Mannschaften umfassenden Liga wieder. Damit war die Zeit von Peter Sommer abgelaufen. Die Art und Weise der Vorstellung des neuen Trainers gilt bis heute als absolut einmalig und unerreicht: man schrieb den 20. Oktober 1996 – am siebten Spieltag gastierte der SC Ließem II bei den trainerlosen Queckies und führte zur Halbzeit 2:0. Unter den Zuschauern stand auch Dieter Mix, und der konnte sich das Elend wohl nicht mehr länger mit anschauen. Kurz entschlossen rannte er in die Kabine und stellte sich nach zehnjähriger Abstinenz quasi selbst als alter neuer Übungsleiter ein. So berichtete jedenfalls die Lokalpresse, nicht ganz unbeteiligt an dieser Aktion war allerdings auch Fußball-Obmann Eduard Grenz. Passend zu dieser Sensationsmeldung riss der RWQ das Ruder noch herum und gewann nach Toren von Uli Mack (2x), Udo Klütsch und Thomas Steinberg jene denkwürdige Partie 4:3. Mix, der sich nach seiner ersten Amtszeit auf der Alm im ganzen Fußballkreis einen guten Namen als Motivationskünstler gemacht hatte, führte das Team bis auf Platz vier. Damit erspielten sich die Voreifler die Chance, über eine Aufstiegsrunde in die C-Klasse zurückzukehren. Obwohl der Trainer während der ganzen Rückrunde nicht müde wurde, den Aufstieg zu propagieren, glaubte er selbst wohl am wenigsten daran. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass der „Mixer“ in der Zeit der Relegationsspiele bereits an der Türkischen Riviera weilte… Kurzerhand übernahm Oldie Steidel das Kommando und reaktivierte den 37-jährigen Klaus-Peter Assenmacher für die Libero-Position. Am 01.06. traf man in Widdig auf SF Brüser Berg, am 04.06. kreuzte man an gleicher Stelle mit Galicia Bonn II die Aufstiegsklingen. Beide Partien entschieden Steidels Jungs jeweils mit 3:0 souverän für sich und krönten eine beispiellose Aufholjagd mit dem Aufstieg quasi in letzter Sekunde.

Der Rückkehrer startete äußerst erfolgreich in die Saison 97/98. Am dritten Spieltag jagte man z. B. TB Witterschlick II mit 7:1 vom Mount Queck und eroberte damit den Platz an der Sonne. Obwohl die Position im weiteren Saisonverlauf weder verteidigt noch zurückerobert werden konnte, spielte die Mannschaft eine gute und stabile Runde. Am Ende belegte man mit Rang 8 ein beachtenswertes Top Ten Ergebnis und ließ dabei auch den Erzrivalen 1. FC Rheinbach hinter sich, den man in beiden Vergleichen mit 2:1 bzw. 3:1 zur Nummer zwei degradierte.

Bild 20

1997/98 hatte der SV Rot Weiß Queckenberg keine Personalprobleme

In der Vorbereitung zur neuen Saison musste der Trainer einen schweren Wermutstropfen schlucken. Uli Mack erlitt im Vorbereitungsspiel gegen den VfL Rheinbach einen Kreuzbandriss und fiel auf unbestimmte Zeit aus. Während der Trainer leise Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Winterpause oder spätestens für die darauf folgende Saison hegte, weiß man es heute besser: Uli hatte aufgrund der komplizierten Verletzung nie wieder ein Pflichtspiel für seinen Heimatverein bestritten. Damit riss der Bomber von der Alm (5 Spielzeiten, 122 Spiele, 65 Tore) ein großes Loch in der Sturmabteilung. Doch nicht nur der Verlust der Sturmspitze, auch das junge Durchschnittsalter von 23 Jahren bereitete Dieter Mix einige Kopfschmerzen. Doch rückblickend kann man seinen Schützlingen wieder eine gute Saison attestieren. Mit Platz acht wiederholte man das Vorjahresergebnis und ließ die zweiten Vertretungen beider Rheinbacher Vereine deutlich hinter sich.

 

 

 

 

 

 

Social Share Toolbar