SV "Rot-Weiß" Queckenberg

SV "Rot-Weiß" Queckenberg -

Der Ritt auf dem Schmetterling – Sommerinterview mit Jürgen Kurek

Am 15.12. traf sich ein Reporter des unabhängigen und unregelmäßig erscheinenden Madbachecho (ME) mit dem Macher von der Alm, Jürgen Kurek (JK), und beleuchtete die Hinrunde 2015/16 des SV Rot Weiß Queckenberg.

 

ME: Herr Kurek…

JK: Bitte, eins vorweg: ich bin der Jürgen und möchte gern auf die Förmlichkeiten verzichten.

 

ME: Oh, sehr schön, dann wird das ein entspanntes Plaudern über Fußball. Also, Jürgen, wir schreiben Dezember, warum bestehen Sie, äh, `tschuldigung, warum bestehst du auf ein Sommerinterview?

JK (lächelt verschmitzt): Erstens, scheint in meinem Fußballherzen immer die Sonne. Und zweitens, ein Winterinterview im Dezember kann ja jeder geben. Aber wir hier oben sind halt etwas anders.

 

ME: Ja, das haben wir auch schon vielerorts gehört. Angesichts der doch sehr holprig verlaufenen Hinrunde sei die Frage gestattet – Jürgen, warum lächelst Du?

JK: Die Frage wird mir oft gestellt. Wenn ich merke, dass derjenige gar kein Interesse an einer ernsthaften Antwort hat, entgegne ich immer: ich bin der Chef vom SV Hollywood aus der Voreifel, und da wird gelacht anstatt geschafft. Aber wenn mein Gegenüber wirklich wissen möchte, was mich ständig antreibt und meine positive Einstellung immer wieder aufs Neue entfacht, der bekommt zu hören: Weil es keinen Grund gibt, den Kopf in den Sand zu stecken. Natürlich sind wir mit dem sportlichen Abschneiden extrem unzufrieden. Wir hatten mal wieder extrem große Unruhe und viele kleine Scharmützel, vor allem neben dem Spielfeld, zu bestreiten. Da kommt die Konzentration auf den Fußball und den Spielbetrieb leider viel zu kurz. Vor allem das extrem schnell rotierende Personalkarussell in fast allen Bereichen hat uns den Blick auf den Wettbewerb und den Spielbetrieb sehr verbaut.

 

ME: Das hört und liest man schon lange über Euch. Aber der Kurek geht trotzdem weiter seinen Weg mit einem Lächeln im Gesicht, warum?

JK: Klar, schau dich hier oben um (zeigt stolz mit einer ausladenden Armbewegung über den ganzen Sportplatz). Hier fühle ich mich einfach nur sauwohl. Dazu bin ich nur ein Rädchen in einem einmaligen System, um das uns viele der ringsum beheimateten Vereine beneiden, die allesamt höherklassig spielen. Angefangen bei unseren fabulösen Grillhexen Petra und Nicole über den zuverlässigen Ältestenrat um Heinrich Kessel, Erwin Genz, Udo Klütsch und Uli Mack bis hin zu dem meist unsichtbar im Hintergrund agierenden und trotzdem allgegenwärtigen Kunze verfügt der RWQ über ganz treue, nimmermüde Seelen, die das Vereinswappen nicht nur auf der Brust tragen, sondern tief in ihrem Herzen. Mit so viel positiver Beklopptheit im Umfeld der Mannschaft kann man, nein, muss man einfach immer weiter nach vorn schauen.

 

ME: In der Tat, solch Engagement in einem so kleinen Dörfchen bei einem D-Ligisten – das sind wahrlich Bedingungen, die man heute nicht mehr allzu oft antrifft, schon gar nicht in dieser Stärke.

JK: Und da bin ich noch nicht am Ende. Schau dir mal an, welch illustre Starbesetzung mitunter unsere Ersatzbank zu bieten hat. Namen wie Alex Frank, Thomas Weinand, Stefan Kurek oder Emil Themel nehmen immer wieder darauf Platz – daraus könnte ich mir schon fast eine RWQ – Hall of Fame zurecht basteln (muss dabei grinsen). Die drei erstgenannten haben übrigens in unserem Pokalfight gegen den Landesligisten Rot Weiß Merl über die volle Distanz ihre doch schon etwas betagten Körper geschunden und sammelten fleißig Reibekuchen, Platzwunden und Pferdeküsse. Das am Ende standesgemäße 0:10 konnten aber auch diese treuen Recken nicht verhindern. Übrigens musste ich in der Woche danach beinahe täglich Beschwerden der jeweiligen Ehefrauen ertragen, da die Kerle ihren familiären Verpflichtungen nur genügend bis teilweise sogar ungenügend nachkommen konnten (prustet los vor Lachen). Sorry, darf das in Eurem Blatt erscheinen?

 

ME: Klar, wir sind unabhängig! Also trotz 0:10 und dem Pokalaus zufrieden mit diesem Auftakt?

JK (immer noch lachend, wischt sich die Tränen aus den Augen): Definitiv. Wir begrüßten zu diesem Fußballfest fast 100 Zuschauer am Eichener Weg, das ist Rekord, seitdem wir 2011 den Neuanfang wagten. Und viele der angereisten Gästefans bedankten sich für die einmalige Gastfreundlichkeit und den kaum für möglich gehaltenen Service. Auch ich möchte mich hier an dieser Stelle nochmal bei den bereits vorhin genannten Unterstützern bedanken, die vor dem Spiel mit viel Engagement und ungeheurem Aufwand ein solch gelungenes Spektakel erst möglich gemacht haben.

 

ME: Okay, nach diesem, mit deinen Worten, gelungenen Auftakt begann auch der Ligabetrieb recht vielversprechend!

JK: Ja, in der Tat. Wir starteten mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien und lagen absolut im Soll. Auch in der vierten Runde wehrten wir uns tapfer und in Sachen Einstellung und Moral konnte ich den Jungs im Auswärtsspiel gegen Wachtberg III keinen Vorwurf machen. Wenn du allerdings ab der 30. Minute verletzungsbedingt nur noch 10 Mann auf dem Platz hast, und einer davon normalerweise seinen Stammplatz als Betreuer an der Außenlinie inne hat, ist die 5:3 Niederlage ein absolut respektables Ergebnis.

ME: Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte bzw. befürchten musste: der Sieg zum Saisonauftakt sollte euer letzter in der ganzen Hinrunde sein. Außerdem bildete der einstmals so gefürchtete Mount Queck nicht ein einziges Mal die gewohnte Heimfestung, lediglich 3 Unentschieden stehen hier auf der Habenseite. Was meinst Du, wo lagen die Gründe für den langsamen aber stetigen Abwärtstrend, der Euch bis auf den drittletzten Platz hinunter spülte?

JK (nun mit deutlich ernsterer Mine): Das kann man nicht in zwei oder drei Sätzen beschreiben. Da muss ich etwas ausholen.

 

ME: Gerne, ich bin sehr neugierig und habe Zeit.

JK: Wenn du unseren Kader anschaust, dann ist der qualitativ gar nicht so schlecht besetzt. Aber in der Breite haben wir ein absolutes Manko! Während wir teilweise gegen zweite oder dritte Begegnungen spielen, bei denen die Ersatzbank unter der Masse an Reservespielern beinahe zusammenbricht, können wir uns auf die Schultern klopfen, wenn 14 Mann an Bord sind. Dazu musst du bedenken, dass aufgrund von familiären oder beruflichen Gründen nicht immer alle Spieler am Training teilnehmen können; bei einer Beteiligung von 8 Mann reden wir auf der Alm schon vom Idealzustand…

 

ME: Meine Fresse…

JK: Jaja, so sieht es aus, das ist die Realität aufm Mount Queck. Sicherlich ein Grund dafür, weshalb unser Trainer, Daniel Abeling, der sehr erfolgshungrig in die Saison gestartet ist, nach drei Runden die Brocken hingeschmissen hat. Nun standen wir, wieder einmal, ohne Übungsleiter da, zeigten aber für meine Begriffe in dieser Zeit teilweise sehr gute Leistungen. Der spielstarken Reserven von Pech, immerhin zu diesem Zeitpunkt Spitzenreiter, trotzten wir ein hoch verdientes 1:1 ab. Gegen die technisch überlegene zweite Vertretung von AlHilal drehten wir ein 0:2 in eine 3:2 Führung und mussten dann aber nach extrem fragwürdigen Entscheidungen des „schwarzen Mannes“ eine ganz bittere 3:4 Heimpleite hinnehmen. Unvergessen bleibt jedoch für mich unsere furiose, spektakuläre Highspeed-Vorstellung in Flerzheim, als Klemm mit einem 25-Meter-Geschoss kurz vor Ultimo den 2:2 Ausgleich einschweißte. Wahrscheinlich waren es diese Leistungen schuld, weshalb der VfL Rheinbach seine zweite Garnitur mit gleich drei (!!!!) Landesligaspielern in die Niederungen der Kreisliga D schickte. Und diesem Starensemble gaben wir eine 50-minütige Denksportaufgabe. Leider wurde dann unser Rätsel aufgelöst und die „Profis“ machten in der 1:5 Heimniederlage den Unterschied aus!

 

ME: Hört sich wirklich nicht nach Tristesse oder gar Untergangsstimmung an. Und dann übernahm mit Uwe Lohaus der neue alte Chef das Kommando auf der Trainerbank, und alles sollte eigentlich nur noch besser werden, oder?

JK (etwas angesäuert): Ich weiß, worauf du hinaus willst. Ja, solche Geschichten habe ich dann auch ständig rund um Rheinbach gehört. Aber das kann und will und darf ich so nicht stehen lassen! Uwe macht einen fantastischen Job. Die Jungs spüren im Training und auch im Spiel, dass hier ein Fachmann an der Seitenlinie steht mit extrem viel Herzblut und Sachverstand. Natürlich ist vor allem er selbst mit einer Bilanz von 2 Punkten aus vier Spielen überhaupt nicht zufrieden. Aber wenn man z. B. in Oberdrees mit einem (gefühlten) 15:2 Torschussverhältnis 2:1 verliert, kann man dieses Resultat nicht dem Trainer zum Vorwurf machen, zumal er zu dem Zeitpunkt gerade einmal eine Trainingseinheit absolviert hatte, um sich ein Bild von dem Kader zu verschaffen. Gegen Villip wurde der RWQ mal wieder seinem Ruf als launische Diva mehr als gerecht: einem völlig verdienten 0:4 Halbzeitrückstand folgte danach ein rot-weißer Fußballrausch, in dem definitiv mehr drin war als das 4:4 Endresultat. Und bei dem 3:3 auf der Wiese zu Fritzdorf fiel der Ausgleich, ähnlich wie in Oberdrees, erst in der Nachspielzeit…. Wir müssen endlich kapieren, dass ein Spiel eben nicht 90 sondern teilweise auch mal 95 Minuten dauern kann; sorry Herr Herberger, die Zeiten ändern sich halt.

 

ME: Und die Abstrafung in Niederbachem…

JK (nun doch erregt): …Moment, sorry dass ich hier dazwischen grätsche. Aber das nackte Ergebnis (0:8, Anm. d. Red.) ist eben auch nur die halbe Wahrheit. Bis zur 60. Spielminute konnten wir das extrem hohe technische Niveau des Gegners durch enorme Lauf- und Einsatzbereitschaft wettmachen. Erst in der letzten halben Stunde ging uns dann die Puste aus, und wir wurden schließlich förmlich überrannt, nicht zu vergessen, dass unser Torwart ab der 35. Minute mit gebrochenem Finger seinen Kasten hütete. Leider verabschiedeten wir uns mit dieser bitteren Niederlage in die Winterpause. Nun heißt es Wunden lecken und Kraft und Selbstvertrauen für die Rückrunde tanken.

 

ME: Wie sieht der Fahrplan denn aus für 2016, welche Ziele haben denn die Kurek, Lohaus und Co?

JK: Am 03.01. nehmen wir an der Hallenstadtmeisterschaft teil und wollen als einziger D-Ligist einen kleinen Farbtupfer darstellen. Am 21.02. veranstalten wir unseren eigenen Budenzauber, der eine Woche vor Rückrundenbeginn eine kleine Standortbestimmung darstellen soll. Ansonsten sind hier oben realistisch genug, um keine Luftschlösser zu bauen. Die oberste Priorität hat mittlerweile die Sicherung des Spielbetriebes, angesichts unseres schmalen Kaders kann man das schon fast mit Meisterschaftsambitionen von Schalke 04 vergleichen. Nein, im Ernst: wir wissen um die Schwere dieser Aufgabe und gehen sie daher umso engagierter an. Und ich versichere dir, dass Lohaus und Kurek und all die treuen RWQ-ler diesen Weg Schulter an Schulter gemeinsam gehen. Das kleine gallische Dorf wird sich gegen das (römische) Imperium der Kunstrasenplätze nicht wehrlos ergeben, sondern die rot-weiße Fackel stolz und hoch erhobenen Hauptes und hell lodernd durch die Lande des Fußballkreises Bonn tragen!

 

ME: Sehr schön, dann können wir ja im Sommer ein Winterinterview machen. Noch ein Abschlusswort von dir?

JK: Ja, drei Punkte liegen mir noch extrem am Herzen, die ich unbedingt loswerden möchte: Ralf Becker – vielen Dank für dein jahrelanges unermüdliches Kämpfen um den Erhalt der Fußballtradition am Monte Queck! Ferdi – du bist ne Wucht. Wer sonntags um kurz nach Mitternacht das Flutlicht anschaltet, um den Platz abzukreiden und abzuziehen, wer quasi zur Geisterstunde die halbe Voreifel umpflügt, Rasen mäht und Verschönerungsarbeiten durchführt, der kann nur Vorsitzender beim RWQ sein! Und schließlich Patrick Geimer, die schnellste Maus von NRW – der Düsentrieb von der Madbach bestritt am 04. Oktober gegen AlHilal sein 100. Punktspiel und ist mit derzeit 106 Einsätzen der Rekordhalter in Queckenberg. Dicht auf den Fersen sind ihm die Urgesteine Becker und Declair (93 bzw. 91 Begegnungen). Beide unkaputtbaren Haudegen können also in der Rückrunde ebenfalls die magische Hundert knacken. In diesem Sinne: VIVA RWQ – FÜR IMMER!

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Kategorie: News